Freitag, 12. Mai 2023
12.05.2023
Nach Fest kommt krank kommt Fest, auch wenn man nicht feiert, sondern nur Aufgaben übernehmen soll. Wenn Sie demnächst eine laute Detonation im Düsseldorfer Norden hören, denken Sie mal an mich. Wobei man bei der momentanen Nachrichtenlage darüber keine Witzchen machen darf, also bitte wieder streichen.

Wie Sie wissen, spielt das Kind ja Handball, und diese Saison wird die Quali für die Oberliga gespielt. Seit über einem Jahr ist in dem Verein sehr viel sehr schlecht, aber es ist durchaus rührend zu sehen, wie sehr so 14Jährige sich einfach aneinanderklammern und dann dennoch einfach durchziehen, einfach nur, weil sie gerne in der Kombination Ball spielen. Für die Eltern ist das alles etwas anstrengend, aber im Normalfall versuche ich ja, mich aus jeder Form von Vereinsmeierei rauszuhalten, während Herr H ja eher der Typ ist, der sich sofort für alle Ämter, die sonst niemand möchte, als erster meldet, so war er ja einst auch CFO der Robbenklasse geworden.

Jedenfalls wäre die erste Runde der Qualifikation am letzten Wochenende gewesen, da aber bereits in unserer Mannschaft drei Kinder, darunter der einzige Torwart sowie die beiden Halben, die die Tore werfen, konfirmiert wurden, war der Kreisverband nett genug, auf das nächste Wochenende zu schieben. Ausrichter ist unser Verein. Herr H ahnte ja bereits im Vorfeld, dass das doch sicherlich irgendwas an Organisation erfordern würde, also fragte er vor drei Wochen nach, dann vor zwei Wochen, dann hieß es, der Verein würde sich melden. Nun ist es so, dass eine der Sachen, die im letzten Jahr so furchtbar schlecht geworden ist, die Tatsache ist, dass niemand sich mehr um irgendetwas kümmert und auch niemand mehr kommuniziert, höchstens "Da bin ich nicht zuständig, ich frag mal und melde mich". Mittwoch 20 Uhr kam also die Nachricht des neuen Trainers, der an diesem Wochenende auch gar nicht da ist, die ungefähr so lautete: "Liebe Eltern, am Wochenende richtet ihr ja die Quali aus, daher wäre es nötig, dass ich die Bewirtung organisiert. Rechnet grob mit jeweils 150 Leuten an beiden Tagen, Kaffee, Kuchen, Getränke und Hotdogs reichen ja, die Erlöse kommen dem Verein zugute."

Ich habe erst gar nicht reagiert, dann hat Herr H, der verdienstreist war, einfach irgendwelche aktionistischen Doodlelisten gemacht, dann wollten 15 Eltern je 4 Kuchen machen, Standdienst wollte hingegen absolut niemand machen, Getränke auch nicht, es war alles wirklich sehr anstrengend, und ich musste auch einmal kurz laut werden (als der Trainer, der ja nicht da ist, sagte, der Verein sei sehr enttäuscht, wenn wir jetzt in den verbleibenden 2 Tagen nichts auf die Beine stellen würden, und nein, Flaschenpost sei keine gute Idee, lieber Getränke für 300 Leute selber holen, ist billiger, und Kaffee im EIGENEN Vereinsheim trinken lassen ist auch tabu, lieber selber 10 Kaffeemaschinen organisieren und ich kann ja noch in die Metro fahren für Becher und Rührstäbchen, der Verein möchte lieber Spendenerlöse einsammeln.)

Ich kürze ab, es langweilt mich nämlich schon wieder alles: Wir haben dann 4 Eltern zusammengekratzt, die sich engagieren wollten, dann habe ich Dinge organisiert, andere Leute haben auch Dinge organisiert, und in der Sekunde, als ich heute Mittag die Flaschenpost für morgen früh bestellen wollte, zogen zwei Vereine ihre Teilnahme zurück (am Tag vorm Turnier), der Verband organisierte neu und strich den ersten Spieltag, wütende Mütter (richtig gegendert) schickten Fotos von Kuchen, ich schloss den Tab mit der Flaschenpost-Bestellung und gehe jetzt ins Bett, den Schnupfen weiter ausschlafen. Herrn H habe ich vorgeschlagen, dass wir einfach das Geld, das hier erorganisiert werden soll, direkt spenden und fernsehen. Richtig schwierig wird es ja, wenn ich das Interesse verliere. Wenn ich mich nicht mehr interessiere, habe ich auch wenig Antrieb. (Außerdem wollen die Jungs gar nicht Oberliga spielen, sind aber sicherlich zu eitel, um absichtlich die Quali schlecht zu spielen.)
>

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 10. Mai 2023
10.05.2023
Nach Fest kommt krank, das ist das Gesetz. Also legte der Konfirmierte vor (wir hatten im Rahmen der Zeremonie erklärt bekommen, dass in dem förmlichen Akt der Übergang vom Konfirmanden zum Konfirmierten geschieht, was den hiesigen Konfirmierten dazu veranlasste, im weiteren Verlauf ständig alle Menschen zu korrigieren, natürlich im Spaß, ich erspare Ihnen dies an dieser Stelle jedoch.

Jedenfalls war Montag dann Schulfrei, das fand ich sehr nett, da wir wirklich alle sehr in den Seilen hingen, der Konfirmierte musste jedoch sehr oft Nase putzen und auch husten, abends war dann Training, und als er nach Hause kam, informierte er uns über Sehstörungen, dann kam der Kopfschmerz, dann kam die Übelkeit, und dann kam die Sorge, dass mit der Konfirmation die Migräne Einzug gehalten haben könnte. Dienstag war also auch noch Schulfrei, Herr H. ist ja seit immer sehr migränegeplagt, hat aber üblicherweise nur einen Tag Spaß, ich bin ja erst im Alter damit konfrontiert worden und mache es sehr effizient: einmal im Jahr, dann aber drei Tage. Wir ordnen es jetzt mal so ein:

1. Extrem anstrengendes, wenngleich wunderschönes Wochenende, Freitag und Samstag absurd spät ins Bett gegangen und mit den Besuchsteenies Party gemacht, kulminierend in dem schönsten Tag seines Lebens, wie er selber noch immer sagt, mit sehr viel Aufregung und sehr viel Emotion, das zehrt.

2. Schnupfen und verstopfte Nasennebenhöhlen.
Sehr viel Zuckerkonsum, den er sonst eher nicht so hat. (Zucker korreliert nachweislich immer mit Migräne bei mir.)

3. Ich hätte schwören können, dass ich noch einen Punkt weiß, den habe ich jetzt aber vergessen, ich denke allerdings, dass das schon mal ausreichen könnte, sich jetzt keine Sorgen zu machen, dass der Anfall sich als fester Teil seines Lebens jetzt regelmäßig wiederholt.

Dann ging es ihm heute wieder gut, dafür habe ich jetzt Schnupfen und ein bisschen Husten, und die für heute und morgen geplante Dienstreise musste ich absagen, das war aber sehr sinnvoll, ich hätte viele Stunden mit einer weiteren Person vor einem Bildschirm sitzen müssen, und das wäre mittelfristig für niemanden gut gewesen.

Und deshalb mache ich jetzt Feierabend. Und das ist ja auch mal schön.
>

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 8. Mai 2023
08.05.2023
Eventuell muss ich jetzt in ein sehr tiefes Loch fallen, es muss nichts mehr organisiert werden bis zu Jonathans Hochzeit, und das ist schön und schlimm gleichzeitig.

Wir hatten alle, also wirklich alle, einen wirklich wunderschönen Tag, ich klinge etwas beseelt, so gefalle ich mir eigentlich gar nicht, aber was will man machen, wenn man halt ganz beseelt ist.

Onas Idee, einfach nur die engen Verwandten sowie all unsere Freunde (also nicht Kindergeburtstag, sondern Freunde, meist ja auch mit Kindern, der Familie) einzuladen und mit denen zu feiern war GROSSARTIG, noch viel großartiger war die Tatsache, dass wir insgesamt für 41 Leute eine Einladung ausgesprochen hatten und auch wirklich alle gekommen sind, aus Leipzig, aus Münster, aus Offenbach, von überall, total verrückt, und als die weitgereisten Gäste schon Freitag anreisten und wir Samstagnacht noch um 1 Uhr im Wohnzimmer standen und laut Karaoke mit den Karaokemikros aus dem Discounter sangen, tja, da wusste ich natürlich, dass ich wirklich große Derrick-Tränensäcke auf den Konfirmationsfotos haben werde, aber ich sag’s mal so: Wir sahen alle sehr verhärmt aus, aber wegen eines Spaß-Exzesses, nicht, weil wir uns immer so grämen müssen, weil unser Leben so langweilig ist.

Wir alle sahen fantastisch aus, meine Familie ist sehr lustig. Ich hatte ja das Weltall-Kleid, Ona den quietschgrünen Anzug, meine älteste Schwester kam in Neon-Pfirsich, meine Mutter in Pink, meine Nichte in Froschgrün, der Nachbar in Rosa und ja, als wir dann zur Kirche kamen, wo schon viele andere Familien in knalligen Grautönen standen, konnte man allein an uns ablesen, dass die Veranstaltung keine Beerdigung ist. Für die Familienaufstellung haben wir uns dann übrigens vor die katholische Kirche vorm Haus gestellt, das weiß ich 30 Jahren, wenn man sich das noch mal ansieht, eh niemand mehr.

Die Zeremonie war sehr schön, für mich fällt das ja unter Folklore, aber warum nicht mal 75 Minuten Augen tupfen, es war schon alles sehr rührend, Ona hat alles sehr gut gemacht, der Pfarrer auch, das Lied, das die Konfis alleine singen mussten, war „Danke“ (sie konnten wählen zwischen Danke und Laudato si, was sonst?), der Pfarrer begleitete auf der Wandergitarre, um auch den letzten Katholiken im Publikum zu zeigen, wo bei den Evangelen der Hammer hängt, und dann waren wieder alle gerührt, meine Schwester, die Kirchenbeamtin, war Segnungszeugin und musste mit nach vorne, mit der Taufkerze, die wir vorher sogar gefunden hatten, das hätte ich auch gar nicht gedacht, und dann war alles vorbei, wir liefen im Tross nach Hause, dort war von den heidnischen Freunden ein kleiner Sektempfang vorbereitet worden, dann gingen wir rüber ins Restaurant, mit 43 Leuten, als ich einmal durch die Menge ging und dachte: „Euch allen kaufe ich jetzt ein Schnitzel“ wurde mir kurz schummerig, ich hatte mich aber total verschätzt mit der Worst-Case-Summe, also war ich am Ende noch besser gelaunt, es war nämlich sehr lecker und schön und alle waren vollen Lobes, und dann gingen wir nach Hause und ich stellte fest, dass 43 Leute doch gar nicht so schlimm sind, selbst wenn die alle nur im Wintergarten und dem Wohnzimmer rumhängen. Auch Gläser hatten wir genug, Kaffeetassen, Kuchenteller, Kuchen sowieso, meine Schwester hatte eine professionelle Konfirmationstorte (man lernt nie aus!) von einer befreundeten Konditormeisterin mitgebracht, und alles war lecker und schön.

Alle verstanden sich bestens, alle hatten Spaß, alle Teenager hatten so viel Spaß, dass sie nicht einmal rumhängen wollten, und am Ende des Tages, als alle weg waren, öffnete Ona Umschläge, das war auch sehr schön, nicht, weil da im Zweifelsfall Geld drin war, sondern weil in jeder einzelnen Karte ersichtlich war, dass Menschen ihn sehr gut kennen, sich viele Gedanken gemacht haben und genau wissen, was er mag und was ihm wichtig ist. Am Ende war er sehr gerührt, er musste dem dann doch kurz ein bisschen Raum geben. Das war auch schön. Seine dann folgende Rekapitulation des letzten Jahres, des Unterrichts, des Festes, dessen, was er gelernt hat und wie er über das alles denkt, hat mich sehr glücklich gemacht. Ich war ja kein Fan der Idee „Konfirmation“, aber ich bin sehr froh, dass er das gemacht hat. Es sei einer der schönsten Tage seines Lebens gewesen, weil alle Menschen, die er mag, für ihn nach Düsseldorf gekommen sind. Und ja, 43 Schnitzel ist ne Menge, aber in erster Linie waren das ja die Freund*innen seiner Eltern, die er halt seit vielen Jahren kennt, und das machte es dann für uns auch alles wunderschön, und ich muss sagen: Gerührt war ich auch, und froh, dass ich so tolle Leute in meinem Leben habe, viele schon mein ganzes Leben, und bevor ich jetzt zu weich werde, ende ich damit, dass ich Ona dann doch noch von dem Gedanken begeistern konnte, die Hälfte des Geldes in einem ETF-Sparplan anzulegen, den ich dann heimlich weiter bespare, bis er irgendwann findet, er müsse jetzt einen Führerschein machen. Einen Teil der anderen Hälfte hat er in einen Gaming PC investiert, und weil er gut rechnen kann und ich gerissen bin, hat er nicht den bestellt, den er sich ausgeguckt hatte, sondern einen besser ausgestatteten und dabei günstigeren im Medion-Outlet, und weil ich fand, es ginge ja auch günstiger, betonte ich einfach direkt, dass er den ja nicht bestellen müsse, sondern direkt abholen und aufbauen könne, und naja, von nix kommt nix, er hat die richtige Entscheidung getroffen.

Den Rest haben wir jetzt in der Wohnung versteckt, und er darf es einfach ausgeben. Das war vor über 30 Jahren bei mir auch so. Ich habe damals eine riesige Anzahl an Benetton T-Shirts gekauft, die fand ich schön. Das könnte ich mir bei Ona auch durchaus vorstellen, also nicht Benetton, aber T-Shirts, er sagte aber korrekterweise, dass er gerade wachse, eigenes Geld in Kleidung zu investieren sei ja Quatsch.

Recht hat er.
>

... link (2 Kommentare)   ... comment